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Nachhaltig sprudelig: Wie sich das italienische Schutzkonsortium Prosecco DOC für nachhaltigen Weinbau einsetzt

© ProseccoDOC

Hamburg/Treviso, 20.Oktober Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist auch im Weinbereich angekommen: immer mehr Konsument*innen fragen proaktiv bei ihrem Weinhändler des Vertrauens nach, ob ihr Lieblingswein ein Bio-Siegel trägt oder andere Zertifizierungen nachweisen kann. Auch die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau werden immer deutlicher. Hitzewellen, Überschwemmungen und Artensterben beeinflussen die Weinwirtschaft maßgeblich. Das Konsortium Prosecco DOC überwacht daher nicht nur die strengen Produktionsrichtlinien der eigenen Schaumweine, sondern führt auch Umweltschutzmaßnahmen im gesamten Prosecco Anbaugebiet ein. Mit der neu geschaffenen Position der Nachhaltigkeitsbeauftragten Silvia Liggieri, die verantwortlich für den Bereich Forschung, Nachhaltigkeit und Weinbau ist, zeigt Prosecco DOC, wie ernst sie diese Herausforderung nehmen. Aber was bedeutet nachhaltiges Wirtschaften für die Weinproduzenten in Norditalien? Stefano Zanette, Chef des italienischen Schutzkonsortiums Prosecco DOC, erklärt im Interview, wie es gelingt, die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen.

Welche Herausforderungen bringt der Klimawandel für die Prosecco DOC-Region mit sich?

Durch den Klimawandel verändert sich nicht nur der Zeitraum der Ernte, sondern auch die Reifedynamik. Höhere Temperaturen führen zu einem niedrigeren Säuregehalt. Auch zu viel oder zu wenig Niederschlag hat Auswirkungen auf das Rebenwachstum. Insgesamt verändert extremes Wetter den Biorhythmus und führt außerdem zu vermehrtem Auftreten von Schädlingen, die die Trauben nachhaltig schädigen können.

Welche konkreten Projekte zur Nachhaltigkeit hat das Konsortium bisher durchgeführt? Seit 2018 ist das Konsortium dabei, ein nachhaltiges Produktionssystem auf Basis der internationalen Equalitas-Standards zu entwickeln. Diese Standards beinhalten vergleichbare Indikatoren und Schutzmaßnahmen bei der Weinproduktion, die den nachhaltigen Weinbau unterstützen. Innerhalb der Produktionsabläufe wurden unter anderem eine Biodiversitätsanalyse eingeführt sowie der Kohlenstoff- und Wasserfußabdruck im Weinberg berechnet. Damit eine nachhaltige Produktionskette bei den Weinkellereien gewährleistet werden kann, gibt es sowohl ökologische, soziale als auch ethische und wirtschaftliche Anforderungen.

Wie sehen diese sozialen Anforderungen aus?

Ein Austausch auf Augenhöhe und der ständige Dialog über strategische Maßnahmen zwischen dem Schutzkonsortium und den Produzenten im Prosecco Anbaugebiet sowie regelmäßige Treffen mit Vertreter*innen lokaler Gemeinschaften sind unabdingbar für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele. Missstände oder sonstige Hinweise, die sowohl Arbeitnehmer*innen als auch die Gemeinden betreffen, werden über ein zentrales System gemeldet. Dieses Kommunikationssystem wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Padua im Rahmen einer Feldstudie entwickelt. Innerhalb dieser Strukturen können die Nachhaltigkeitsprojekte überwacht und verwaltet werden. Zudem werden Gesundheitskurse und Kurse zur Arbeitssicherheit angeboten. Das Fundament bildet dabei ein gemeinsam entwickelter Ethik-Kodex.

Welche Maßnahmen helfen bei der Verbesserung des ökologischen Fußabdruckes?

In Zusammenarbeit mit dem Software-Unternehmen Apra und seinen Partnern Enogis und Analysis wurden digitale Instrumente entwickelt, um die Umweltindikatoren wie den Kohlenstoff- und Wasserfußabdruck jedes einzelnen Weinbergs oder Weinguts zu berechnen und zu protokollieren. Die Datenerfassung ist dabei ein Schlüsselelement, um die Maßnahmen auch wissenschaftlich analysieren und bewerten zu können. Durch weitere Forschungsprojekte soll der Einsatz synthetischer Pestizide verringert und die Nutzungsfläche der Weinberge effizienter gestaltet werden.

Eine wirkungsvolle Maßnahme, die auch zum Schutz der Bienen in den Weinbaugebieten dient, ist zum Beispiel das Projekt „Bienen Bio-Monitoring“. Dabei werden die Bienenstöcke in den verschiedenen Prosecco-Gebieten überwacht und die Produktivität und Sterblichkeit der Bienen dokumentiert. Dadurch können die Pestizidrückstände gemessen und die möglichen Auswirkungen auf den Bienenbestand bewertet werden. Dieser Datenabgleich bildet eine solide wissenschaftliche Grundlage, um zu entscheiden, welche Maßnahmen für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Weinberge ergriffen werden müssen, damit nicht nur die Bienen geschützt werden, sondern auch die Artenvielfalt des Gebiets erhalten bleibt.

Welche anderen Projekte gibt es?

Das Prosecco DOC Gebiet zeichnet sich durch eine große Boden- und Klimavielfalt aus. Daher müssen die Trauben auch unterschiedlich geschützt werden. Dank umfangreicher Analysen der Klima- und Bodeneigenschaften hat das Konsortium in Zusammenarbeit mit ABACO Farmer ein landwirtschaftliches Wissensinformationssystem entwickelt, eine Art interaktive Zonenkarte des Prosecco-Gebiets. Für jede Zone werden einzelne Weinberge ausgewählt, in denen verschiedene Versuche durchgeführt werden. Die Versuche konzentrieren sich dabei auf optimale Bewässerungsstrategien, die Pflege der Rebstöcke und die Verbesserung des Ernteertrags.

Zudem erhebt das Konsortium Daten zur Entwicklung neuer Kontrollsysteme und wirtschaftlicher Modelle sowohl im Weinkeller als auch während des gesamten Produktionszyklus. Ziel ist es, Ressourcen zu sparen und Investitionen in Nachhaltigkeitssysteme besser vorzuplanen.

Welche Ergebnisse wurden aufgrund dieses Engagements bereits erzielt?

Bereits 29 Prozent der DOC-Fläche sind offiziell für biologischen oder integrierten Weinbau zertifiziert, die Tendenz ist steigend. Viele Weingüter haben ihren eigenen individuellen Zertifizierungsprozess als nachhaltige Produzenten begonnen.

Wie stellt das Konsortium fest, ob die Projekte eine positive Wirkung haben? Gibt es Standards oder Methoden zur Überwachung?

Die Umweltindikatoren wie CFP und WFP (Kohlenstoff- und Wasserfußabdruck) sowie die Biodiversität, der Energieverbrauch und die Abfallmengen in Weinbergen und Kellereien werden nach den internationalen Equalitas-Standards überwacht. Auch die Traubenproduktion und -qualität kommt Jahr für Jahr auf den Prüfstand. Die Ergebnisse bilden damit die Basis für die Planung weiterer Maßnahmen.

Was ist die zukünftige Aufgabe des Konsortiums im Bereich der Nachhaltigkeit? Bis wann sollen die Visionen umgesetzt werden?

Allein die Größe des DOC-Gebiets macht die Umsetzung eines nachhaltigen Produktionssystems in allen Phasen zu einer Herausforderung. Prosecco DOC ist auf diesem Gebiet Pionier: Das Ziel bleibt der Aufbau und die Entwicklung eines digitalen, multidisziplinären und dynamischen Systems, das die Koordination, Überwachung, Überprüfung und Verbesserung des gesamten Produktionssystems ermöglicht. Damit wird hohe Produktqualität nicht nur versprochen, sondern auch nachweisbar belegt.  

Über Prosecco DOC

Der Name Prosecco bezeichnet eine geschützte Ursprungsbezeichnung (DOC = Denominazione di Origine Controllata), die im Juli 2009 auf europäischer Ebene offiziell anerkannt wurde. Prosecco DOC wird in einem spezifischen geografischen Gebiet produziert – im Nordosten Italiens – das für diesen spezifischen Wein berühmt ist. Die Winzer beachten strenge Regeln. So wird die Ursprungsbezeichnung nur von Erzeugern verwendet, die die Vorschriften für Namen, Herstellung, Weinbereitung, Verarbeitung, Verbrauchseigenschaften, Verpackung und Etikettierung einhalten. Die einzigartigen Umweltbedingungen, das umfassende Wissen der lokalen Winzer sowie deren Leidenschaft und Liebe zum Detail machen Prosecco DOC zu dem, was es heute ist: ein ausgezeichneter Qualitätswein. 

Pressekontakt:

Casa Prosecco Deutschland | c/o ff.k Public Relations GmbH | Christoph-Probst-Weg 4 | 20251 Hamburg­ | Tel. +49 40 611356 33 | prosecco@ffk-pr.com